Am 26.10.1907 wurde der neue "Centralbahnhof" Bad Homburgs, der von Louis Jacobi baulich erarbeitet wurde, in Betrieb genommen. Mit vielen Vorgaben des Kaisers entstand der Bahnhof im typisch wilhelminischen Stil der Neurenaissance - endlich ein Empfangsgebäude, das der Bedeutung Homburgs als weltbekanntes Fürstenbad gerecht wurde. Die direkte Zugverbindung nach Berlin und der Anschluss an die Bäderbahn waren hierfür ein sichtbarer Ausdruck.
Mit dem Bedeutungsverlust als Kurstadt und der Reduzierung des Bahnhofes zum S-Bahn-Haltepunkt ging ein wenig pfleglicher Umgang des damals im Eigentum der Deutschen Bahn stehenden Gebäudes einher. Postmoderne Funktionsanbauten aus den 60-er Jahren machten auch optisch den Niedergang des Ensembles deutlich. Ein Schicksal, das viele Empfangsgebäude im Land teilten.
Nachdem die Stadt Bad Homburg im Jahre 2008 beschloss, das Empfangsgebäude von der Deutschen Bahn zu kaufen, legte am 06. Juli 2009 ein Jugendlicher einen Brand im Empfangsgebäude. Nur knapp konnte das historische Gebäude durch den raschen Einsatz der Feuerwehr vor der endgültigen Zerstörung bewahrt werden. Allerdings wurden u.a. sämtliche historischen Glasfenster ein Raub der Flammen.
Unmittelbar danach wurde der seit wenigen Monaten agierende neue Kurdirektor und frühere Bürgermeister der Burgstadt Eppstein, Ralf Wolter, mit der Aufgabe "Sanierung des Bahnhofes" betraut. Seine Erfahrungen mit der Sanierung des historischen Bahnhofes in Eppstein prädestinierten ihn aus Sicht der Stadt in besonderer Weise. Ein Kommentator der Taunuszeitung bezeichnete ihn angesichts der Schnelligkeit und Vielzahl der von ihm betreuten Projekte als "Der D-Zug-Mann", während die Frankfurter Allgemeine Zeitung die zügige Entwicklung in Ihrem Kommentar als "Im Eilzugtempo" umschrieb.
Mit der von ihm zu diesem Zweck gegründeten "Bahnhofs-GmbH" ging es ans Werk und bereits Anfang 2010 wurden die kühnen Pläne des Teams rund um den Kurdirektor vorgestellt. Dienstleistung, Kunst, Kultur und viel Licht durch neue Glaselemente sollten den heruntergekommenen Kaiserbahnhof zum Kulturbahnhof und wieder zur Visitenkarte der Stadt machen. Sichtbar wurde dies durch die große Plane an der Fassade des Empfangsgebäudes.
Dank der guten Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn und dem Eisenbahn-Bundesamt konnten in der Planungs- und Genehmigungsphase viele Steine aus dem Weg geräumt werden. Im Oktober 2011 ging es dann richtig mit den Bauarbeiten los, doch eine Überraschung folgte der anderen: Insbesondere Schäden an den Fundamenten durch den permanent hohen Grundwasserstand bereiteten große Sorgen. Ralf Wolter formulierte es damals so: "Das ist gar kein Bahnhof - das ist ein Wasserschloss!" Mit Drainagen unter dem Gebäude und zusätzliche Tiefenbrunnen konnte man schließlich den Wassermassen Herr werden und weitere Schäden am Fundament verhindern.
Mit nur wenig Verspätung konnte am 13.08.2013 mit dem frisch sanierten Bahnhof die neue Visitenkarte der Stadt Bad Homburg eröffnet werden. Der historische Bau und die großzügigen Glasanbauten wirken nicht nur wie aus einem Guss, die lichtdurchfluteten und feinfühlig restaurierten Eingangshallen "empfangen" den Gast auch auf eindrucksvolle Art. Das renommierte Rheingau-Musik-Festival eröffnete das kulturelle Zentrum - den "Speicher". Er hat sich mit seiner besonderen Atmosphäre und der hervorragen Akustik mittlerweile zu einer der begehrtesten Jazz- und Weltmusik-Bühnen in Hessen entwickelt.
Großzügige Gastronomieflächen, ein Dienstleistungszentrum der Stadt und der Deutschen Bahn, verschiedene Einzelhandelsflächen und ein gläsernes Fahrrad-Parkhaus runden das harmonische Bild ab. Der damalige Oberbürgermeister Michael Korwisi formulierte es schon damals forsch aber zutreffend: "Wir haben jetzt einen der schönsten Bahnhöfe Deutschlands". Die Auszeichnung zum "Bahnhof des Jahres" scheint nur eine Frage der Zeit zu sein.